Berufsunfähigkeitsversicherung: Die Erfahrungen, die Versicherte im Leistungsfall machen, unterscheiden sich im Hinblick auf die Leistungsbereitschaft der einzelnen Versicherungen drastisch.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Welche Erfahrungen erwarten den Versicherten im Leistungsfall?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung gehört zum Vorsorgeschutz und ist eine der wichtigsten Versicherungen für jeden Menschen, dessen wirtschaftliche Existenz von seinem Erwerbseinkommen abhängt. Tritt der Fall ein, dass man aufgrund von Krankheiten oder einem Unfall seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung eine monatliche Rente, die das Einkommen zumindest teilweise ersetzt. Themen wie Burn-Out und die Zunahme psychischer Erkrankungen betreffen einen Großteil der Gesellschaft und sorgen dafür, dass die Notwendigkeit zunimmt, sich gegen derartige Risiken abzusichern.
Der Vergleich verschiedener Anbieter schützt vor negativen Erfahrungen
Vor dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollte man unbedingt einen Vergleich der Anbieter vornehmen. Neben der Höhe der monatlichen Versicherungsbeiträge sind vor allem die konkreten Erfahrungen, die Versicherte im Leistungsfall gemacht haben, ein wichtiges Entscheidungskriterium. Auf dem Vergleichsportal Verivox werden alle Informationen über die verschiedenen Anbieter transparent und übersichtlich zusammengestellt. Hier können sich Interessierte nicht nur direkt über die Zahlen informieren, sondern auch über die Erfahrungen, die Versicherte gemacht haben, nachdem der Leistungsfall eingetreten ist. Letztlich ist vor dem Abschluss einer Versicherung wichtig zu erfahren, wie der Anbieter im Vergleich zu seinen Konkurrenten agiert, wenn er eine Leistung erbringen soll. Werden die Versprechungen, mit denen Versicherte von der Notwendigkeit und dem Nutzen der Berufsunfähigkeitsversicherung überzeugt werden sollen, tatsächlich eingehalten, wenn es darauf ankommt?
Welche Erfahrungen machen Versicherte im Leistungsfall?
Die Erfahrungen der Versicherungsnehmer unterscheiden sich drastisch. Deshalb ist das Verfahren im Leistungsfall ein Kriterium, dass mindestens ebenso entscheidend ist, wie die Höhe der Versicherungsprämie. Die Auszahlungsbereitschaft im Leistungsfall wird anhand der Leistungsquote gemessen. Dabei zeigt sich eine riesige Bandbreite, denn die Werte variieren zwischen 27,7 Prozent und 92,3 Prozent. In der folgenden Tabelle wurden die Leistungsquoten der Versicherungsgesellschaften zusammengestellt, sodass die Anbieter direkt verglichen werden können.
Wie hoch ist das Risiko einer Berufsunfähigkeit?
Diese Frage ist essenziell, denn viele Arbeitnehmer kalkulieren das Risiko, ihren Beruf nicht mehr ausüben zu können, nicht ein. Das kann besonders für jüngere Menschen schlimme wirtschaftliche Konsequenzen haben, denn die staatliche Absicherung ist sehr niedrig und reicht keinesfalls zur Sicherung der Existenz aus. In vielen Fällen zahlt die staatliche Rentenversicherung nur ein Drittel des Bruttogehalts.
Zahlen der Deutschen Rentenversicherung ergeben, dass jeder Fünfte seinen Beruf nicht bis zum regulären Renteneintritt ausüben kann. Es ist also wichtig, privat mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung vorzusorgen, denn die Berufsunfähigkeit kann jeden treffen unabhängig davon, ob eine körperlich anstrengende Tätigkeit ausgeübt wird. Führungskräfte sind beispielsweise überdurchschnittlich von einer Berufsunfähigkeit aufgrund eines Burn-Outs betroffen. Handwerker sind nicht nur von Arbeitsunfällen bedroht, auch scheinbar banale Erkrankungen wie eine Allergie können dazu führen, dass man seinen Beruf nicht mehr ausüben kann.
Die Berufsunfähigkeit tritt durchschnittlich im Alter von 47 Jahren ein (Frauen: 46 Jahre, Männer: 48 Jahre) und hat folgende Gründe:
- 31,3 Prozent psychische Erkrankungen
- 21,0 Prozent Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparats
- 15,9 Prozent Krebserkrankungen
- 9,4 Prozent Unfälle
- 7,7 Prozent Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
- 14,6 Prozent sonstige Erkrankungen
Video: Berufsunfähigkeitsversicherung – alles richtig machen
Wie teuer ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Prinzipiell kann jeder eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Wie teuer der Versicherungsschutz ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Alter
- Beruf
- Hobbys
- Gesundheitszustand
- Höhe der gewünschten monatlichen Berufsunfähigkeitsrente
Wer einen körperlich gefährlichen Beruf ausübt wie beispielsweise Dachdecker oder eine Risikosportart betreibt, zahlt höhere Versicherungsbeiträge als ein Finanzbeamter, der Mitglied im Schachclub ist. Themen wie Vorerkrankungen werden bei der Bemessung der Versicherungsprämie ebenfalls einbezogen. Es kann sogar passieren, dass ein Anbieter ablehnt, einen bestimmten Antragsteller zu versichern, weil dessen Risikoprofil den Eintritt des Leistungsfalls als zu wahrscheinlich erscheinen lässt.
Folgende Durchschnittswerte für die Versicherungsprämien bieten eine grobe Orientierung:
- Kaufmännischer Angestellter, 30 Jahre, 500 Euro Rente, 20 Euro Monatsbeitrag
- Akademiker, 40 Jahre, 1.000 Euro Rente, 45 Euro Monatsbeitrag
- Handwerker, 30 Jahre, 500 Euro Rente, 40 Euro Monatsbeitrag
- Handwerker, leichte Tätigkeit, 40 Jahre, 1.000 Euro Rente, 100 Euro Monatsbeitrag
- Handwerker, schwere Tätigkeit, 40 Jahre, 1.000 Euro Rente, 150 Euro Monatsbeitrag
Wer sich direkt als Berufsanfänger versichern lässt, profitiert von günstigeren Tarifen. Auch Studenten, Angestellte des Öffentlichen Dienstes und Beamte können eine besonders günstige Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen.
Wie hoch sollte die Rente aus der Berufsunfähigkeitsversicherung sein?
Idealerweise sichert die Rente den normalen Lebensstandard ab. Es sollten also die laufenden Kosten gedeckt sein und außerdem Geld zur Verfügung stehen, um weiter für die Altersrente vorzusorgen, da keine Rentenversicherungsbeiträge vom Einkommen bezahlt werden. Aus diesem Grund sollte die Rente aus der Berufsunfähigkeitsversicherung 70 bis 75 Prozent des Nettogehalts betragen.
Video: WIE HOCH sollte deine BU-Rente sein? Höhe Berufsunfähigkeitsrente
Welche Erfahrungen machen Versicherte bei Eintritt des Leistungsfalls?
Die Zahlen sprechen leider für sich und Themen wie Burn-Out führen dazu, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung wächst. Doch leider mehren sich auch die Berichte von Versicherten, deren Erfahrungen im Leistungsfall alles andere als positiv waren. Es entsteht der Eindruck, als sei es mehr als unsicher, ob im Leistungsfall die vereinbarte monatliche Rente ausgezahlt wird.
Das Image der Versicherungen ist in der Gesellschaft mäßig, denn die negativen Erfahrungen machen Schlagzeilen. Die überwiegende Mehrheit der Versicherten ist davon jedoch nicht betroffen, wie die Zahlen der Leistungsquoten in der obigen Tabelle beweisen. Dennoch sollten Versicherungsnehmer vor Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht nur die monatlichen Prämien der Versicherungen unter die Lupe nehmen, sondern sich über deren Vorgehensweise im Leistungsfall informieren. Das Ranking der Zahlungsbereitschaft hilft dabei, sich für eine Gesellschaft zu entscheiden, die die Versicherten im Zweifelsfall nicht im Stich lässt. Die Tricks der Versicherungsgesellschaften sind vielfältig, vor einigen Stolpersteinen kann man sich jedoch schützen.
Womit begründen Versicherungsgesellschaften die Verweigerung der Rentenzahlungen?
Vielfach zweifeln die Versicherungen an, dass tatsächlich keine Möglichkeit besteht, den Beruf weiterhin auszuüben. Folge sind teilweise jahrelange Klageverfahren, die häufig mit einer Resignation des Versicherten enden und den Eindruck hinterlassen, dass die Versicherungsgesellschaften generell „am längeren Hebel sitzen“. Obwohl die Versicherungen dies vehement abstreiten, bestätigt eine Forsa-Umfrage den Verdacht. 70 Prozent der Befragten gaben an, dass die Schadensregulierung nicht reibungslos abgelaufen ist.
Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollten die Versicherungsnehmer darauf achten, dass der Vertrag ohne eine Klausel zur „abstrakten Verweisung“ aufgesetzt wurde. Enthält der Versicherungsvertrag diese Klausel, kann die Versicherung den Versicherten auf einen anderen Beruf verweisen und die Zahlung der Leistung verweigern. Der andere Beruf muss zwar hinsichtlich Qualifikation und Erfahrung der ursprünglich ausgeübten Tätigkeit entsprechen. Der Interpretationsspielraum ist dabei allerdings groß und außerdem ist es unerheblich, ob es im Alternativ-Beruf freie Stellen gibt.
Wie geht man im Leistungsfall vor?
Nach Eintritt der gesundheitlichen Probleme, die zur Berufsunfähigkeit führen, sollte der Versicherungsnehmer sich umgehend bei der Gesellschaft melden. Nach dieser Leistungsfallmeldung erhält der Versicherte einen Fragebogen mit Fragen zum zuletzt ausgeübten Beruf. Dieser Fragebogen dient dazu, das Berufsbild klar darzustellen, inklusive der Belastungen und täglich zu verrichtenden Arbeiten. Darüber hinaus ist der Versicherte verpflichtet, den medizinischen Nachweis der Berufsunfähigkeit zu erbringen. Es ist wichtig, den Bezug der gesundheitlichen Probleme zur Berufstätigkeit herzustellen. Zur Untermauerung des Anspruchs werden alle relevanten Dokumente beigelegt:
- ärztliche Diagnose
- Arztberichte
- Röntgenaufnahmen
- Computertomografieaufnahmen
- Kontaktdaten der behandelnden Ärzte
Basierend auf den Unterlagen überprüft die Versicherungsgesellschaft jetzt die Berufsunfähigkeit aus medizinischer Sicht. Das pauschale Entbinden der behandelnden Ärzte von ihrer Schweigepflicht kann den Prozess beschleunigen. Manchmal verlangt die Versicherung ein medizinisches Gutachten oder andere Nachweise. Ergebnis der Leistungsfallprüfung ist die Festlegung eines medizinischen Grades der Berufsunfähigkeit. Meist ist vertraglich vereinbart, dass die monatliche Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente ab einem Grad von 50 Prozent erfolgt. In vielen Fällen wird die Leistung zunächst für zwölf Monate genehmigt und die unbefristete Bewilligung erfolgt danach, wenn die dauernde Berufsunfähigkeit festgestellt wurde.
Wie kann man die Zahlungsverweigerung verhindern?
Damit man im Leistungsfall nicht die Erfahrungen vieler Versicherter teilen muss und in endlose Prozesse mit der Versicherungsgesellschaft verstrickt wird, sollte man vor dem Abschluss der Versicherung die Bedingungen im Vertrag genau prüfen. Es ist wichtig, darauf zu achten, ob es Besonderheiten im Beruf gibt, die später zu Problemen bei der Bewilligung der Rentenzahlungen führen könnten. Außerdem muss gewährleistet sein, dass man alle vorvertraglichen Anzeigepflichten erfüllt hat.
Im Leistungsfall werden die Versicherten aufgefordert, umfangreiche Formulare auszufüllen und dabei lauert stets die Gefahr, durch ungeschickte Formulierungen eine Leistungsverweigerung zu riskieren. Es ist empfehlenswert, sich beim Ausfüllen der Fragebögen unterstützen zu lassen. Finanz- oder Rechtsberatungen bieten den Service an, die Formalitäten zu übernehmen. Viele Anträge scheitern daran, dass die Versicherten die Formulare fehler- oder lückenhaft ausgefüllt haben.
In der Praxis werden fast 40 Prozent aller Anträge abgelehnt. Verschiedene Dienstleister sind Ansprechpartner für die Versicherten und unterstützen diese dabei, im Leistungsfall ihre Ansprüche durchzusetzen.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Negative Erfahrungen vermeiden
Welche Erfahrungen man mit der Berufsunfähigkeitsversicherung macht, hängt teilweise von Faktoren ab, die man selbst beeinflussen kann. Die wahrheitsgemäße Angabe von Vorerkrankungen oder besonderen Berufsrisiken ist Voraussetzung dafür, dass die Versicherung im Leistungsfall keine Möglichkeiten hat, die Zahlungen zu verweigern. Außerdem sollte man darauf achten, dass bestimmte Klauseln (beispielsweise die abstrakte Verweisung) nicht Bestandteil des Vertrags sind. Darüber hinaus ist es wichtig, Themen wie gefährliche Hobbies nicht zu verschweigen. Es ist im Zweifelsfall besser, eine höhere Versicherungsprämie zu akzeptieren, damit der Vertrag tatsächlich die vorhandenen Risiken absichert und eine Leistung demzufolge nicht verweigert werden kann.
Das Ranking schützt Versicherte vor negativen Erfahrungen
Ein Vergleich der Leistungsquoten der einzelnen Versicherer zeigt direkt, wie wichtig die Wahl der Versicherungsgesellschaft ist. Die großen Unterschiede hinsichtlich der Leistungsbewilligung sind mit Sicherheit nicht darauf zurückzuführen, dass die Versicherten in großem Umfang fehlerhafte oder unvollständige Angaben beim Vertragsschluss gemacht haben. Bevor man sich somit für einen bestimmten Tarif entscheidet, sollte man sich ganz genau ansehen, welche Position die betreffende Versicherungsgesellschaft bei diesem Ranking einnimmt. Je weiter unten in der Liste die Versicherung zu finden ist, desto größer ist die Gefahr, dass im Leistungsfall negative Erfahrungen gemacht werden.
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